RAHEL VON WROBLEWSKY

Geld - Auszug

 

Den Roman „Geld“ schrieb ich Ende der 90-iger Jahre, es ist ein so genannter „Wende-Roman“, den ich aus verschiedenen Gründen nicht veröffentlichen konnte.

Der Roman wird erzählt aus Sicht der verschiedenen Bewohner eines Mietshauses in Ostberlin zur Wende-Zeit. Die Protagonisten erzählen ihre eigenen Geschichten, die mit denen ihrer Familien, Freunde und Nachbarn verquickt sind, wobei ihre Erinnerungen zum Teil bis in die Weimarer Republik zurückreichen. Insofern ist der Begriff „Wenderoman“ zu eng gefasst, auch wenn wir den Protagonisten bei ihren Versuchen zusehen, sich in einer fremden Welt zurechtzufinden, die mit der Wende, gleichsam über Nacht, „über sie gekommen war“. Es ist eine Welt, die sie vorher nicht kannten, eine Welt, in der das Geld das Leben der Menschen dominiert, und so ist es nicht verwunderlich, dass ebendieses Geld ein großes Thema in ihren Erzählungen ist.

 

Ich sende Ihnen, falls Sie Interesse haben, gerne eine weitergehende Leseprobe zu.

 

Wir leben im Dispo-Kredit. Das ist nicht schlimm, auch wenn es etwas seltsam klingt, wir leben schon immer im Dispo-Kredit, seit wir Arbeit gefunden haben, Anja und ich, Anja im Kindergarten  bei uns an der Ecke, in dem sie ihre Ausbildung macht, hinten am Park, mit dem großen verwilderten Garten hinterm Haus, der Leiterin Frau Schulz mit den schwarz gefärbten Haaren, die noch immer da arbeitet, und den zwanzig kleinen Kindern, die andauernd schreien und ihre Nachttöpfe durch die Gegend schieben, Anja am Rockzipfel zerren, weil sie mit ihr spielen wollen und sie immer nur nerven, wie Anja sagt. Ich arbeite bei Schmitt. Eigentlich heißt der Laden nicht Schmitt, sondern 'Hilfe durch Arbeit e.V.', aber Schmitt ist der Chef, und weil er sich wie ein Chef gebärdet, die Aufträge besorgt, fußwippend am Telefon sitzt und in den Hörer hineinbrüllt, wenn er den anderen nicht richtig versteht und uns hinterher anschreit und zur Arbeit antreibt, sagen wir alle, wir arbeiten bei Schmitt. (…)

 

 © Rahel von Wroblewsky 1998

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